Die Werstener Sportschützen, wie alles begann …
Es begab sich zu einer Zeit, um genau zu sein, es war im Jahre 1959, als sich aus den Reihen der Schützen des St. Sebastianus
Schützenvereins, der Wunsch etablierte, eine eigene Gesellschaft zu gründen, die der Sportschützen. Dies aber nicht aus einer
Laune heraus, sondern, wie es so oft der Fall ist, waren externe Verordnungen der Anlass. Aber nun der Reihe nach …
Das Regiment zählte in jenen Jahren circa 500 Mitglieder, von denen sich 50 Schützen regelmäßig in Rundenwettkämpfen und
Meisterschaften dem Wettstreit stellten. Jahrelang konnten die Schützen ihrer sportlichen Leidenschaft problemlos unter der
Schirmherrschaft des Regiments nachgehen. Doch dies sollte sich nach dem Willen des Rheinischen Schützenbundes (RSB) ab 1960
ändern. Dieser machte es zur Auflage, dass ab dem 1. Januar 1960 nur jene Vereine an offiziellen Wettkämpfen teilnehmen
durften, die 100 prozentig aktiv dem Rheinischen Schützenbund angeschlossen waren. Dieses Begehren seitens des Rheinischen
Schützenbundes hatte einen versicherungstechnischen Hintergrund. Vor 1960 war es Pflicht, dass die Mitglieder von
Schützenvereinen - bei einem sportlichen Schiessen von Gruppen - beim RSB "Märkchen" erstehen mussten, die eine Versicherung
bescheinigten. Dieses Prozedere sollte sich durch den Anschluss an den Rheinischen Schützenbund vereinfachen.
Nun wollten sich aber nicht alle 500 Mitglieder des St. Sebastianus Schützenvereins Wersten dem Rheinischen Schützenbund
anschließen. Doch die wettkampfbegeisterten Kameraden sahen ihre sportliche Karriere entfleuchen, und so musste flugs eine
adäquate Lösung gefunden werden. Wichtig war den Kameraden, dass kein zweiter Schützenverein in Wersten gegründet wurde,
sondern innerhalb des Regiments dem Ansinnen des RSB Rechnung getragen würde.
Auf der engeren Vorstandssitzung des Regiments am 27.04.1959 haben der 1. Chef, Peter Haferkamp, und der 2. Chef, Georg
Perpeet, die Vorstandsmitglieder über die Statuten des Rheinischen Schützenbundes informiert. Willi Strauss (Artillerie)
und Adolf Kurth sen. (Garde Jäger) hatten sodann den Vorschlag unterbreitet, innerhalb des Regiments eine geschlossene
Formation ins Leben zu rufen, deren Mitglieder über den Rheinischen Schützenbund versichert waren. Dieses Ansinnen war
quasi die Geburtsstunde der "Gesellschaft" Sportschützen, doch mussten, wie es bei Vereinen der Brauch ist, über die neue
Formation dem Hauptvorstand ausreichend Dekrete vorgelegt werden.
Dies geschah sodann auf der erweiterten Vorstandssitzung am 11.05.1959. Hier wurde explizit darauf hingewiesen, dass nur
Schützen des St. Sebastianus Schützenvereins Wersten Mitglied bei den Sportschützen werden konnten. Nachdem in einer
zusätzlichen erweiterten Vorstandssitzung im September des Jahres 1959, auch alle anderen Kompanien ihr Plazet hinsichtlich
der Gründung der Sportschützen erteilten, stand der Realisation nichts mehr im Wege.
Am 10.01.1960 fand die erste Vorstandssitzung der Sportschützen im "Cafitz",
der Gaststätte zum Morgenstern, Werstener Dorfstraße 223, statt.
Der Vorstand bestand aus folgenden Mitgliedern:
1.Vorsitzender: Willi Strauss (Sportschützen),
Gesellschaft (Artillerie; Hauptvorstandsmitglied; Platzmeister)
Kassierer: Hans Sweere (Sozialwart des Vereins)
1.Schriftführer: Adolf Kurth sen. (Garde Jäger)
1.Sportwart: Harald Schneider (Garde Jäger)
Die Position des Jugendleiters gab es zu dieser Zeit noch nicht, so dass die Jugendlichen vom Vorstand der Sportschützen
betreut wurden.
Das Regiment sprach den Sportschützen jährlich eine pekuniäre Unterstützung von 500 DM zu. Unter der Voraussetzung, dass man
nur den Sportschützen beitreten konnte, wenn man auch Mitglied des St. Sebastianus Schützenvereins war. Dieses Regelement
hatte circa 5 Jahre bestand. Alsdann wurden die Sportschützen zunehmend selbständiger und machten ihrem Namen alle Ehre.
An dieser Stelle komme ich nicht umhin einen kleinen Exkurs in die Welt des Werstener Schiesssports zu wagen, denn die
Umstände unter denen in den 1960er Jahren geschossen wurde, sind heutzutage undenkbar ...
Das "Cafitz", die Heimat der Sportschützen
Die Gaststätte Cafitz war den Sportschützen sowohl Trainingsstätte als auch Vereinslokal, in dem man nach fleißiger
Leibesübung ebenso ein gepflegtes Bier trinken konnte. Denn jene Trainingseinheiten, die schon damals montags und donnerstags
stattfanden, wurden unter abenteuerlichen Bedingungen abgehalten. Das Cafitz besaß ja nun nicht einen eigentlichen
Schiessstand in dem Sinne, wie es heute verstanden wird. Der Saal wurde vielmehr als solcher umfunktioniert. Hier wurden
kurzerhand vier Stände mit Kugelfang aufgebaut, versehen mit einer Schutzwand für die "humanoiden" Scheibenwechsler. Hinter
dieser Wand saßen tatsächlich Kameraden, die den Schützen ihre Ringzahl nach jedem Schuss mit eigens kreierten Pfeilen, die
sie hochhielten, kundtaten, da eine Scheibenzuganlage noch nicht vorhanden war.
Diese mehr als riskante Ergebnisanzeige erforderte höchste Disziplin auf beiden Seiten, denn der geneigte Leser kann erahnen,
welchen Gefahren man als Sportschütze respektive Scheibenwechsler ausgesetzt war. Auch die Bodenbeschaffenheit hatte
Konsequenzen auf die Schiesstechnik. Da es sich beim Cafitz um einen Altbau aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts handelt, war
der gesamte Saal mit Holzfußboden versehen, der, wie so üblich, sehr bewegungsempfindlich war. Lief also jemand "Korpulentes"
an den Ständen entlang, um zum Beispiel die Kegelbahn zu erreichen, so geriet der ganze Boden in Bewegung. Die eingefleischten
Werstener Schützen haben diese Eigenart alsbald in ihre Schusstechnik integriert, will sagen, sich auf die Situation gut und
das Schiessen eingestellt. Schützen aus anderen Vereinen jedoch wussten von dieser "bodenlosen" Unverschämtheit nichts und
haben unweigerlich das Ziel verfehlt. Ob den Werstener Sportschützen dieses Wissen auf Dauer zum Vorteil gereichte, bleibt
ein immer währendes Geheimnis. Denn es kam nicht selten vor, dass das Schiessen von Gästen gestört wurde, da der Saal in dem
geschossen wurde, nicht nur zur Kegelbahn führte sondern ebenso der einzige Zugang zur Toilette war. Es hatte sich beizeiten
so eingebürgert, dass jene, die das stille Örtchen aufsuchen wollten, ihr Erscheinen lauthals mit den Worten angekündigt
haben: "Wir kommen". Und so wussten die Schützen, hier musste das Schiessen für einen Augenblick der Blasenentleerung hintan
gestellt werden.
Zu der damaligen Zeit nahm routinemäßig auch die Polizei den Schiessstand einmal näher unter die Lupe und machte es zur
Auflage eben jene WC- und Kegelbahntouristen mittels einer neu zu installierenden Stellwand zu schützen. Auch die metallenen
Garderobenhaken haben Anlass zur Beanstandung gegeben. Sie wurden kurzerhand mit selbst genähten Hütchen bestückt und mit
Filzmatten versehen, um den Forderungen von offizieller Seite gerecht zu werden.
Aber nun zu denen, die selbst diesen widrigen Trainingsbedingungen trotzten und dennoch ein ruhiges Händchen bewiesen: Denn
man möchte es nicht meinen, aber schon in der damaligen Zeit machten auch die Damen des Vereins von sich reden. Nicht etwa
in der Position der Ehefrau eines Sportschützen, die diesem treu zur Seite stand, nein selbst war die Frau, vielmehr, die Frauen.
Es existierte bereits in den Anfängen der Sportschützenära eine exzellente Damenmannschaft, die auch außerhalb von Wersten,
ob ihrer Treffsicherheit, mehr als gefürchtet war. Eben jene Kameradinnen, die mit dem Luftgewehr derart vortrefflich, im
wahrsten Sinne des Wortes, umgehen konnten, dürfen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Als da waren: Elfi Ridder; Emmi
Faber; Käthe Kurth; Hedi Neitzel; Margret Hecker; Anneliese Plum sowie Christel Pütz.
Hervorzuheben ist die Tatsache, dass diese Damenmannschaft nicht aufgelegt geschossen hat, sondern Freihand. Bestückt mit
einem Schiesshandschuh und einem Luftgewehr mit Knicklauf von Walther, das aus Privateigentum stammte. Erst später hat man
mit Seitenspannern der Firmen Anschütz oder Feinwerkbau geschossen.
Schützenhaus
Schon in den 1956er Jahren mehrte sich der Wunsch nach dem Bau eines Schützenhauses. Und so ist es seinerzeit Georg Perpeet,
dem 2. Vorsitzenden des Regimentsvorstands und Vorsitzenden des Bauausschusses, zu verdanken, dass der Bau desselben in die
Tat umgesetzt wurde. Die Grundsteinlegung fand am 17.04.1965 statt, zu der der Gesamtvorstand und viele Kameraden sowie die
Sportschützen aber auch viele Persönlichkeiten des St. Sebastianus Schützenvereins, die Rang und Namen hatten, sich versammelten.
Nach nur sechs Monaten Bauzeit fand die Einweihung des Schützenhauses auf der Opladener Straße 60 statt, genauer gesagt,
am 18.10.1965. Zu diesem besonderen Ereignis fanden sich 83 Kameraden und 14 Kompaniefahnen ein. Von offizieller Seite kam
der damalige Oberbürgermeister Willi Becker, der zu diesem Anlass einen Kupferteller mitbrachte, welcher seit 1966 als
Grundstein für das noch heute stattfindende OB-Schiessen dient. Aber auch Gottfried Goebbels, Präsident des Rheinischen
Schützenbundes, Heinz Reismann, Vorsitzender des Bezirks 04 sowie die Vorstandskameraden Adolf Kurth sen. (Kassenwart),
Werner Heinen (Sportwart) und Gerd Stevens (Jugendleiter) gaben sich die Ehre.
Die Feierstunde zur Eröffnung des Schützenhauses wurde durch ein Streichquartett der Düsseldorfer Symphoniker in würdiger Art
und Weise begleitet. Händel, Haydn und Mozart beglückten die Lauscher der Anwesenden und untermalten die Feierlichkeiten
gebührend. Nach den offiziellen Reden und Ansprachen wurden die Sportanlagen besichtigt und bei einem anschließenden Imbiss
der Werdegang dieses heiß ersehnten Bauprojekts bei einem gemütlichen Beisammensein en detail besprochen.
Mittlerweile ist das Schützenhaus auch schon in die Jahre gekommen. Die einstige Gastwirtschaft ist einer Kindertagesstätte
gewichen. Im Jahr 1986 wurde bei Renovierungsarbeiten im Schiesskeller die Ausleuchtung erneuert und eine elektrische
Scheibenzuganlage installiert. Auch in den darauf folgenden Jahren haben fleißige Helfer immer wieder notwendige Arbeiten
ausgeführt, die dem Schiesskeller zum Vorteil gereichten, damit er auch bis zum heutigen Tage die Heimat der Sportschützen
ist und bleibt.
Sportschützenabende
Wie es seit jeher bei den einzelnen Kompanien der Brauch ist, ihre Kameraden bei den Krönungsbällen zu ehren und einmal im
Jahr "feste" zu feiern, so haben auch die Sportschützen einst einen Abend ins Leben gerufen, der das sportliche Jahr in einem
festlichen Rahmen zum Abschluss bringen sollte.
Da das Cafitz zu Beginn die Heimat der "Sportschützen" war, fanden auch dort die Feierlichkeiten statt. Wie es in dem
nebenstehenden Original-Auszug aus der Zeitung der "Sportschütze" zu sehen ist, wurde im Jahr 1957 ein Festabend veranstaltet,
der die übers Jahr erfolgreichen Schützen ehrte und zugleich durch die Kapelle Minderjan für außerordentliche Stimmung sorgte.
Selbst der Präsident des Rheinischen Schützenbundes gab sich an diesem Abend die Ehre.
Mit der damaligen Wirtin wurde in der Vorbereitungszeit am runden Tisch kurzer Hand erörtert, was diese wohl zur Verköstigung
an solch einem Abend feilbieten könne, und so fand also jedes Jahr nach Abschluss der Rundenwettkämpfe ein solch geselliger
Abend statt, der nicht nur die aktiven Schützinnen und Schützen für ihre Leistungen schicklich belohnte.
Nachdem das Schützenhaus die neue Heimatstatt der Werstener Schützen geworden war, fanden selbstverständlich nun hier die
Festivitäten statt. Da die Leistungsnadeln zu dieser Zeit am Titularfest verliehen wurden, konnte man sich beim "Werstener
Abend" voll und ganz auf das Unterhaltungsprogramm konzentrieren. Am 28.06.1974 haben - sage und schreibe - 14 Werstener
Vereine zum Gelingen der Feierlichkeit beigetragen, so unter anderem der Kirchenchor, das Tambourchorps, die Werner Bendels
Band und viele mehr. Im Jahr 1982 wurden im Schützenhaus 84 Teilnehmer gezählt, die die Räumlichkeiten mehr als ausfüllten.
Doch später gab es keinen Wirt mehr, der die Gaststätte im Schützenhaus weiter führen wollte und so wurde der obere Bereich,
wie jedem bekannt, der Stadt zu Gunsten eines Kindergartens verpachtet. Eine neue Örtlichkeit um den Sportschützenabend zu
begehen wurde gesucht und in der Gaststätte Lindentor auch gefunden. Hier hat man einige Jahre in geselliger Runde das Jahr
Revue passieren und den Ein oder Anderen ob seiner sportlichen Leistungen geehrt. Nach einiger Zeit hatte man jedoch das
Bedürfnis den Sportschützenabend in anderer Form zu begehen und so feilte man an einer anderweitigen Alternative. Und fand
schließlich, Dank der Gastfreundschaft von Frank Bachhausen sen., eine neue Hochburg - respektive Tiefburg - der Festlichkeit,
nämlich seinem privaten Partykeller. Mit Sektempfang, Kalt-/Warmbuffet und Programmpunkten aus den eigenen Reihen wurde hier
bis in die Morgenstunden ausgiebig gefeiert. Es lief niemand Gefahr, ob der kuscheligen Enge umzufallen, da Franks Partykeller
aufgrund seiner Größe durchaus als besonders kontaktfreudig zu bezeichnen ist.
Nach einigen schönen Abenden in Franks Gefilden, besannen sich die Sportschützen auf ihre eigentlichen Wurzeln und verlegten
den Sportschützenabend nunmehr in die Katakomben des Schützenhauses. Hier findet nun seit einigen Jahren, Ende November, der
Sportschützenabend statt. Mit viel Eigeninitiative und schöner Dekoration wird aus dem Aufenthaltsraum der Sportschützen dann
ein angemessener Raum, um verdiente Schützen zu ehren. In geselliger Runde und dem ein oder anderen leckeren Tröpfchen sowie
diverser Gaumenfreuden wird jedes zu Ende gehende Schützenjahr gebührend zelebriert.
Die Werstener Sportschützen heute …:
Die Gesellschaft Sportschützen besteht heute aus 27 Mitgliedern. Zu den Sportschützen zählen aber auch jene Kameradinnen und
Kameraden, die in anderen Gesellschaften des St. Sebastianus Schützenvereins beheimatet sind. Sie nehmen regelmäßig an
Rundenwettkämpfen, Bezirks-, Landes- und auch Deutschen Meisterschaften teil.
Das Training findet jeweils montags und donnerstags ab 18:00 Uhr statt.
Es stehen 17 Stände zu Verfügung, die mit Scheibenanlagen versehen sind. Eine Laseranlage ermöglicht auch den Kindern ab
9 Jahren, im Schiessen die ersten Erfahrungen zu sammeln. Das Auswerten der Scheiben erfolgt über eine spezielle
Auswertemaschine, die zudem computergesteuert ist. Um auch den heutigen Sicherheitsstandards Rechnung zu tragen, wurde der
Zugang zum Schiesskeller mit einer Gegensprechanlage, respektive einem Monitor versehen.
Nicht zu vergessen sei hier auch das Archiv des St. Sebastianus Schützenvereins in den Räumen des Schützenhauses. Aufgebaut
und liebevoll gepflegt von Harald Schneider. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an Harald Schneider, ganz besonders für
seine Unterstützung bei der Erstellung unserer Festschrift.
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